Am 23. Juni wurden zwei Schüsse auf die Wohnungstür einer Familie aus Syrien abgegeben. Es ist der bisher schlimmste Vorfall in einer Reihe von rassistischen und rechtsextremen Übergriffen die sich seit April in Adlershof ereignet haben. Neben rassistischen Beleidigungen und rechtsextremen Graffiti, wurde am 9. Juni der „Habiba“-Imbiss mit Buttersäure beschmiert.
Erstmals seit 2014 stieg 2018 die Anzahl der im Register Treptow-Köpenick für den Ortsteil Adlershof erfassten rassistischen und rechtsextremen Vorfälle wieder an. Nachdem im Jahr 2014 39 Vorfälle registriert wurden, sank die Anzahl 2015 auf 23, 2016 auf 11 und 2017 auf 9. 2018 wurden 31 Vorfälle erfasst, was einem Anstieg von 244 Prozent im Gegensatz zum Vorjahr entspricht. Am stärksten stieg die Anzahl der Propagandavorfälle an, von fünf im Jahr 2017 auf 17 im Jahr 2018. Zu ihnen zählen beispielsweise Aufkleber, welche mehrheitlich rassistische Inhalte hatten und Schmierereien, welche großteils NS-verherrlichend waren.
2019 gab es bisher zwei Angriffe und fünf Beleidigungen, Bedrohungen oder Pöbeleien und insgesamt 22 dokumentierte Vorfälle. Damit liegt Adlershof bezirksweit mit an der Spitze und ist ein Zentrum der extrem rechten Aktivitäten in Treptow-Köpenick. Dies zeigt, wie wichtig es ist, sich gemeinsam für eine offene und demokratische Gesellschaft einzusetzen und sich klar gegen rechte Tendenzen zu stellen. Mit direkten Bezug auf die Vorfälle in Adlershof gab es eine Reihe von Veranstaltungen, die die Möglichkeit geboten haben, sich gemeinsam stark gegen Rechtsextremismus zu machen und sich gleichzeitig
zu informieren, welche Formen von Engagement im Ortsteil vorhanden sind.
Beispielsweise wurde von den Jusos am 2. August eine „Tafel der Solidarität“ organisiert und vom Zentrum für Demokratie am 3. August ein Putzspaziergang, bei welchem gezielt rechte Propaganda in Adlershof entfernt wurde. Auch in Zukunft wird es weitere Veranstaltungen geben, welche sich dem Thema widmen. So wird in den nächsten Monaten eine Reihe von Film- und Diskussionsabenden stattfinden, die Rassismus und Rechtsextremismus thematisieren wird. (Quelle: Zentrum für Demokratie)
Weitere Informationen > Zentrum für Demokratie
Tolerant, mitfühlend, mutig, respektvoll, friedlich, vielfältig und bunt! Diese Eigenschaften treffen auf viele Bewohner*innen des Aktiven Zentrums zu. Und somit zeigten sich auch eine Vielzahl von Akteur*innen in Adlershof solidarisch mit den von rassistischen Angriffen Betroffenen. Dazu zählen: Adlershofer Bürgerverein Cöllnische Heide e. V., Adlershofer Festkomitee, Aktives Zentrum Dörpfeldstraße, Evangelische Kirchengemeinde Berlin-Adlershof, Interessengemeinschaft Dörpfeldstraße IGD, Katholische Kirchengemeinde Christus König, Kiezbeirat im Aktiven Zentrum Dörpfeldstraße, Kiezclub Adlershof und das Theater Adlershof.
Mit den Aufklebern können die Anwohner*innen und Gewerbetreibenden ein Zeichen für ein offenes Adlerhof setzen.
Die Aufkleber können zu den Öffnungszeiten des Aktiven Zentrums im Vor-Ort-Büro, Dörpfeldstraße 23 | Eingang Friedenstraße abgeholt werden.
4 FILME – 4 ABENDE
Unter diesem Motto finden am 2. September | 7. Oktober | 4. November und 2. Dezember
Film- und Diskussionsabende im Kulturzentrum Alte Schule Adlershof, Dörpfeldstraße 54 statt.
Wie kann ein tolerantes, weltoffenes und friedliches Zusammenleben gestaltet werden – und was gefährdet es? Wir laden Sie herzlich dazu ein, an vier Abenden über diese Fragen nachzudenken und auf Grundlage der spannenden Filme mit geladenen Gästen zu diskutieren.
1. FILM | 2. September | 19.00 Uhr | Eintritt frei
Interkulturelle Begegnung in der Nachbarschaft oder gar in der eigenen Familie!? Über die kleinen und großen Missverständnisse, wenn verschiedene kulturelle und religiöse Welten aufeinandertreffen. Wir diskutieren das Thema mit einem international ausgezeichneten Überraschungsfilm, der das Thema mit viel Humor angeht. Entspannte Lachmuskeln und offener Geist sind mitzubringen.
1913. Der erste Weltkrieg steht vor der Tür. Ein kleines Dorf im Norden von Deutschland. Unterdrückung, Verachtung, Misshandlung und Missbrauch prägen den Alltag, selbst im engsten Familienkreis. Der mit der goldenen Palme prämierte Überraschungsfilm der Adlershofer Film-Reihe setzt sich mit den psychologischen Ursachen von Menschenverachtung und Faschismus auseinander. Aus der Perspektive der Dorfikinder erzählt, entfaltet sich ein spannendes Panorama einer Gesellschaft im Umbruch. Mit den geladenen Gästen wollten wir diskutieren, welche Relevanz der Film auch heute noch für unsere Gesellschaft und für Adlershof hat.
„Das eigentliche Thema ist, jedenfalls war das meine Absicht, zu zeigen, wie Menschen, die unter Druck stehen, empfänglich werden für Ideologie, das heißt wie sie sich sogar selber eine Ideologie schaffen; wie sie eine Idee verabsolutieren und dann mit Hilfe dieser verabsolutierten Idee diejenigen, die ihnen die Idee gepredigt haben, aber anders leben als die Idee fordert, bestrafen.“
Michael Haneke
Menschlichkeit und solidarisches Miteinander – längst vergessene, eingestaubte Werte? Lassen wir uns mitziehen und einen gemeinsamen Blick zurück in die 1980er Jahre werfen.
Der dritte Adlershofer Film zeigt ein berührendes Beispiel für Solidarität trotz aller Unterschiedlichkeit. Die im Überraschungsfilm gezeigte Allianz zwischen den streikenden Bergarbeiter*innen in Großbritannien und der entstehenden homosexuellen Emanzipationsbewegung ist ein Beispiel für Alltagssolidarität im besten Sinne!
Wie können Bande der Solidarität heute geschmiedet werden? Nach dem Film diskutieren mit Mischa Badayasan, Künstler und Aktivist, und eine*r lokalen Gewerkschafter*in.
4. FILM | 2. Dezember | 19.00 Uhr | Eintritt frei | Bürgersaal imKulturzentrum Alte Schule
Rostock-Lichtenhagen, der Ort ist zum Symbol für die rassistischen Pogrome der 1990er Jahre geworden. Der letzte Film der Adlershofer-Filmreihe beschäftigt sich mit einer Rostocker Clique, die in dieser Zeit zu Tätern werden.
Der Film lädt zur Diskussion über die individuellen und gesellschaftlichen Ursachen von Rassismus ein. Wir diskutieren mit spannenden Gästen, wie wir in Adlershof diesen und ähnlichen Entwicklungen begegnen können und freuen uns auf einen interessanten Abend!
„Ich kann mich erinnern, dass ich mich plötzlich sehr fremd gefühlt habe. Es ist seltsam, aber ich glaube, dass ich in dieser Zeit erst mein Ausländersein verstanden habe. Nichtwillkommensein. Hier nicht ganz Zuhause sein. Der Grund unter meinen Füßen war plötzlich doppelbödig.“
Burhan Qurbani Regisseur